(1) Im Hegelschen Sinne: Zur Destruktion von Vorstellungen durch spekulative Sätze. Vgl. dazu Röttges, H., Der Begriff der Methode in der Philosophie Hegels, Königstein 1981(2), S.63ff.

(2) Vgl. umfangreich Luhmann, N., Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1997; ferner Fuchs, P., Die Erreichbarkeit der Gesellschaft, Zur Konstruktion und Imagination gesellschaftlicher Einheit, Frankfurt a.M. 1992.

(3) Vgl. dazu, inwiefern archaische Gesellschaften schon diesen Verhältnissen präludieren, Fuchs. P. Die archaische Second-Order Society, Paralipomena zur Konstruktion der Grenze der Gesellschaft, in: Soziale Systeme, Jg.2, 1996, H.1, S.113-130.

(4) Aus diesem Grund bin ich dafür, den Begriff niemals im Plural zu gebrauchen, auch nicht, wenn man von archaischen oder mittelalterlichen Sozialsystemen spricht. Man würde den theoretischen Gewinn verspielen, der sich daraus ergibt, daß die Gesellschaft ein Grenzbegriff ist.

(5) Vgl. Luhmann 1997, a.a.o., S.46f. Zur Sinnzeit siehe Fuchs, P., Die Umschrift, Zwei kommunikationstheoretische Studien “Japanische Kommunikation” und “Autismus”, Frankfurt a.M. 1995; ders., Das Unbewußte in Psychoanalyse und Systemtheorie, Frankfurt a.M. 1998 (im Druck); ders., Intervention und Erfahrung, Ms. Groß Wesenberg 1998.

(6) Luhmann 1997, S.155.

(7) Gemessen daran, wie wenig Benutzer es gibt, verglichen mit der Weltbevölkerung, wäre die world im WWW nichts weiter als public relation, als eine Vision, als der Versuch, den Kassandra-Effekt zu nutzen. Aber wir optieren hier völlig anders.

(8) Vgl. Fuchs, P., Theorie als Lehrgedicht, Ms. Groß Wesenberg 1997. Siehe ferner Münker, St., Was heißt eigentlich: “virtuelle Realität”? Ein philosophischer Kommentar zum neuesten Versuch der Verdopplung der Welt, in: Münker, St./Roesler, A. (Hrsg.), Mythos Internet, Frankfurt a.M. 1997, S.108-127.

(9) Vgl. dazu Fuchs, P., Die Realität der Virtualität - Aufklärungen zur Mystik des Internets (im Erscheinen).

(10) Siehe zum Ausgangskontext dieser Unterscheidung des Mediums (zu Form) Heider, F., Ding und Medium, in: Symposion. Philosophische Zeitschrift für Forschung und Aussprache 1, 1926, S.109-157. Zu interessanten Präzisierungen vgl. Heider, F., The Notebooks (ed. By Marijana Benesh-Weiner), Vol.1, Methods, Principles and Philosophy of Science, München-Weinheim 1987. Vgl. zur demgegenüber modifizierten Anwendung der Unterscheidung in der Systemtheorie Luhmann, N., Das Kind als Medium der Erziehung, in: Zeitschrift für Pädagogik, Jg.37, H.1, 1991, S.19-40; Luhmann, N., Das Medium der Kunst, in: Delfin 4, 1986, S.6-15. Siehe ferner Fuchs, P., Der Mensch - das Medium der Gesellschaft?, in ders./Göbel, A. (Hrsg.), Der Mensch - Das Medium der Gesellschaft, Frankfurt 1994, S.15-39 sowie die anderen Beiträge in diesem Buch. Zur Konstruktion von Sinn siehe vor allem das einschlägige Kapitel in Luhmann, N., Soziale Systeme, Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt a.M. 1984.

(11) Der Form nach sei das Netz allinklusiv, das ist die These, und das macht es interessant, zu fragen, wie diese Form ihrerseits unterlaufen wird. Wie exkludiert das WWW, jenseits der bloßen Feststellung, daß es ein System ist, daß noch nicht allen die Chance zur Inklusion bietet?

(12) Das heißt nicht, daß eine darauf bezogene Heuristik entsprechende Kontrollmechanismen in statu nascendi beobachten könnte. Aber das ist schon eine empirische Frage.

(13) “Man könnte sagen, daß es sich beim World Wide Web insgesamt um einen einzigen großen Hypertext handelt, der sich in permanenter Veränderung, in stetiger Bewegung befindet.” formuliert deshalb zu Recht Sandbothe, M., Interaktivität - Hypertextualität - Transversalität, Eine medienphilosophische Analyse des Internet, in: Münker, St./Roesler, A. (Hrsg.), Mythos Internet, Frankfurt a.M. 1997, S.56-82, S.73, allerdings in einer stark psychisch orientierten Diktion.

(14) Sie verdanken sich der Erfindung des Hypertext, also zunächst einmal einer besonderen Sorte von Text. Vgl. zur Genese der Hypertext-Technik Nielsen, J., Multimedia and Hypertext, The Internet and Beyond, Boston 1995, S.33ff.

(15) Die Technik selbst kann sozusagen kopiert werden etwa in Buch-CDs, aber dort gilt, daß die operativen Verweise nicht endlos fortgesetzt werden können. Es gibt Kapazitätsschranken. Vgl. dazu Fuchs, P., Die soziale Adresse des Buches, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 79, 2. Okt.1997, S.9-11. Ein weiteres Gegenargument könnte sein, daß auf die Adressen des Netzes von außen verwiesen werden kann, aber gerade dies sind keine operativen Verweise. Wären sie es, lägen sie schon im Innen des Systems. Vgl. zu einer dem widersprechenden Sichtweise Brill, A., Das Internet der Gesellschaft, Ms. Witten-Herdecke 1997. Aber es ist deutlich, daß bei dieser abweichenden Option die Spezifik des Systems in der Technik gesucht werden muß.

(16) Man kann auf die gleiche Weise seine Aufmerksamkeit auf die Kopplung des Systems mit seiner technischen Umwelt richten.

(17) Vgl. zu hierher gehörigen Theorie Fuchs, P., Adressabilität als Grundbegriff der soziologischen Systemtheorie, in: Soziale Systeme, Jg.3, H1., 1997, S.57-79.

(18) Aber unter Bedingungen der polykontexturalen Gesellschaft gar nicht so gedacht werden müßten. Vgl. dazu Fuchs 1998. In Wien berichtete mir kürzlich ein Sozialpädagoge, dessen Name mir entfallen ist, daß er zusammen mit anderen an Datenbanken arbeite, in denen soziale Problemfälle fragmentarisiert würden, unabhängig von der Einheit der Person. Der Alkoholiker X ist abgelegt im Datenraum A, der Familienvater X mit den vielen Kindern ist als Y abgelegt im Datenraum B, der Vorbestrafte X als Z abgelegt im Datenraum C, und so fort. Das ethische Problem sei dabei, ob man es bei der Fragmentarisierung lassen könne oder die Option offenhalten müsse, die Fragmente wieder zur Einheit X zusammenzurechnen. Aber Fragmente lassen sich nicht, das wußte die Romantik und war deshalb ironisch, zum System aufrunden. Es versteht sich, daß ich nicht im mindesten überrascht war darüber, daß geschieht, was da so geschieht.

(19) Man könnte einwenden, daß dies für die ‘Ordner’, die Techniker in der Infrastruktur des Systems nicht zutrifft. Aber die These besagt ja gerade, daß das System sich autonomisiert in der Hinsicht, daß der Techniker für das System nur relevant ist, wenn er klickt, und wenn nicht, dann nicht, wie immer mächtig er sonst in der technischen Infrastruktur des Systems herumhantiert. Instruktiv ist wieder der Vergleich mit Gehirn und Bewußtsein. Störungen im Gehirn lassen das System des Bewußtseins weiterdenken, es sei denn, sie zerstören es.




© Medienobservationen 1999.